Talk! Freunde fürs Leben e.V.

Kunstworkshops

Freunde fürs Leben e.V. veranstaltet in zwei Kunstworkshops für Berliner SchülerInnen der 11. – 13. Klasse aus Schönberg-Nord im Rahmen von Stadtraum!Plus. Die Teilnehmer bekommen die Möglichkeit, ein eigenes Fotoportrait unter künstlerischer Anleitung kreativ umzugestalten. Der künstlerische Prozess erweitert dabei die Außenansicht der Fotografie. Das, was sonst im Verborgenen bleibt und über das es zu sprechen oft schwerfällt, kann so auf kreative Art und Weise dargestellt werden. Seit 2001 klärt der gemeinnützige Verein Freunde fürs Leben e.V. Jugendliche und junge Erwachsene über die Themen seelische Gesundheit, Depression und Suizid auf. Verschiedene Medien und Kanäle, von Instagram über Podcasts bis zu Ausstellungen, werden genutzt, um durch Aufklärung Suizidprävention zu leisten und Aufmerksamkeit für das Tabuthema Depression zu schaffen.

Projekteinblick

„Ich kenne einige Freunde, die mit Depressionen zu kämpfen haben. Meistens wollen sie sich aber gerade nicht ihrer Familie oder ihren Freunden öffnen. Kunst ist wie eine indirekte Art über seine Probleme zu sprechen, ohne gleich jemanden zu beunruhigen.” sagt Schülerin Julia zum Thema Depression und Suizid. Im Kunstworkshop des Vereins Freunde fürs Leben setzten sich ElftklässlerInnen der Sankt Franziskus Schule einen ganzen Schultag lang mit sich selbst auseinander. Ziel war der offene Dialog und die Aufklärung über die schwierige, oft tabuisierte Krankheit Depression. Nach einer Heranführung an das Thema von der erfahrenen Begründerin des Vereins, Diana Doko, wurde die Klasse in zwei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe wurde von der deutsch-amerikanischen Künstlerin Marty Sander betreut und die andere arbeitete mit Fehmi Baumbach. Als erstes stand an diesem besonderen Schultag ein Fotoshooting mit den Fotografen Andrea Kreutzer & Darius Ramazani auf dem Programm. In dem kleinen Fotostudio, welches speziell für den Workshop mitten im Klassenzimmer aufgebaut wurde, wurden die SchülerInnen portraitiert. Natürlich sind viele Selfies gewöhnt, jedoch entpuppte sich die filterfreie, frontale Nahaufnahme trotzdem als Herausforderung. Nachdem die SchülerInnen mit ihrem Bild zufrieden waren, wurden diese gedruckt, womit das wichtigste Arbeitsmaterial entstand – das Portrait. Die Aufgabe war es nun, dieses Bild weiterzuverarbeiten und sich selbst mit Hilfe von verschieden künstlerischen Methoden so darzustellen, wie man sich gerade wahrnahm und fühlte. Von der Collagentechnik über Acrylstifte bis hin zur Malerei mit Pinseln; die SchülerInnen waren frei, das auszudrücken, was sie wollten. Dabei standen Ihnen die Künstlerinnen, sowie die Betreuerinnen und Lehrer mit Rat und Tat zur Seite. „Die Jugendlichen fragen sich: Wo stehe ich? Im kreativen Prozess arbeitet dann viel unterbewusst und es entsteht wie ein Dialog zwischen den Schaffenden und ihrer Kunst.” erklärt Fehmi Baumbach. Manche der Jugendlichen schienen von vornerein eine ganz klare Vision ihres Werks zu haben, während andere lange zögerten und viel nachdachten. Im Verlauf der Ausarbeitung schien sich allerdings für alle die Bedeutung ihrer Bilder zu verändern. Trotz des schwierigen Themas tauschten sich die SchülerInnen offen miteinander aus. Erfahrungen mit depressiven Freunden oder Familienangehörigen, aber auch mit eigenen dunklen Gedanken wurden geteilt. Zwei Freundinnen zum Beispiel stellten in ihren bearbeiteten Fotografien, die sie beide in der Mitte zerschnitten, gegensätzliche Gefühle dar. Anschließend klebten sie die Gesichtshälfte der jeweils anderen in ihr Bild und gestalteten einenen Übergang zwischen den kontrastreichen Gefühlslagen. „Jede Emotion kann uns verbinden” beschrieben sie ihre Idee. In wenigen Stunden entstanden einzigartige Bilder und beeindruckende Selbstreflexionen, die die SchülerInnen in der Abschlussrunde bei Brezeln und Muffins vorstellten und miteinander besprachen.
Auch wenn psychische Leiden weitaus mehr Aufmerksamkeit und Zeit beanspruchen als ein Workshop es bieten kann, zeigte das Projekt bei allen Beteiligten eine Wirkkraft, die auch Marty Sanders zusammenfasste: „Manchmal erzählt uns Kunst etwas über uns”.
Diesen Erzählungen zuzuhören stand im Mittelpunkt des Kunstworkshops, um immer mehr jungen Menschen Raum für die Selbsterfahrung zu geben.