Zuzanna Odolczyk

Animated soundscape from walks around Berlin

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In ihrem Projekt „Animated soundscape from walks around Berlin“ beschäftigt sich die polnische Künstlerin Zuzanna Odolczyk mit der animierten Darstellung von Wörtern und Geräuschen aus dem Berliner Stadtraum. Zu Beginn des Projekts unternahm die Künstlerin Spaziergänge durch die Stadt und hielt Ausschau nach den unterschiedlichsten Geräuschen und Klängen: Autos, Gespräche, Tiere, Türen, Musik, Kinder uvm. Auf einer „Sound Map“ visualisierte sie die wahrgenommenen und gesammelten Geräusche in Form eines Stadtplans. Ihr Ziel ist es, mithilfe der Geräusche die Schönheit und den Charakter Berlins zu präsentieren. Für sie selbst zeichnet sich die Schönheit Berlins durch unterschiedliche Aspekte aus: Die Architektur, die Menschen, die miteinander interagieren – reden, trinken, musizieren, feiern, das Wetter genießen – und die Natur.

All diese Elemente versucht Zuzanna Odolczyk in Form von Geräuschen einzufangen und in Lautmalereien (Onomatopoesie) – Ausdrücke, die den Klang eines Ereignisses mimetisch wiedergeben – zu übersetzen. Beispiele hierfür sind Geräusche wie schschschsch für das Säuseln des Windes oder das Rauschen der Wellen, tock tock für das Klopfen auf Holz oder auch wuff wuff für das Bellen eines Hundes. Ein Wort wird erst dann lautmalerisch, wenn ihm eine bestimmte Bedeutung zugeschrieben wird. Verbale Laute sind somit nicht an sich lautmalerisch, sondern nur in Bezug zu einem relevanten Bedeutungsaspekt.

Video: YES, AND… productions GmbH & Co. KG, Zuzanna Odolczyk

Durch die Verwendung von Geräuschen und Klängen, können Emotionen und Handlungen verstärkt werden. So nutzt beispielsweise die Künstlerin das Geräusch von schnellen Schritten auf den Asphaltstraßen, um eine gehetzte Atmosphäre zu erzeugen, wie sie an vielen Orten der Innenstadt vorzufinden ist. Obwohl Onomatopoesie und Lautsymbolik vielseitig einsetzbar sind, gibt es Grenzen und Herausforderungen in ihrer Verwendung. Sie können in verschiedenen Sprachen und Kulturen beispielsweise unterschiedlich wahrgenommen werden, da sie von Kultur zu Kultur variieren und in einer Sprache nicht in derselben Weise verstanden oder empfunden werden müssen wie in einer anderen. Im Falle von Odolczyk‘s Arbeit entsteht jedoch durch ihre markanten Illustrationen ein hoher Wiedererkennungseffekt des Gehörten.

In der Linguistik werden Lautmalereien in erster Linie auf ihre lautliche Prägung und auf ihre semantischen Merkmale hin untersucht. Diese greift Zuzanna Odolczyk in Ton und Bild auf und fügt sie in einem kurzen Animationsfilm zusammen. Im Hinblick auf die filmische Umsetzung, entschied sich die Künstlerin, die Lautmalereien mit ihrer eigenen Stimme einzusprechen. Dabei stand jedoch nicht die Stimme der Künstlerin, sondern die Geräuschkulisse der Stadt im Vordergrund. Sie ordnete jedes der im Stadtraum gesammelten Geräusche einer Lautmalerei zu und nahm diese auf. Auf der Bildebene entwickelte sie dann passend zu diesem Soundtrack Illustrationen von Menschen, sich bewegenden Fahrzeugen und Gegenständen oder auch Aktivitäten, die bei den Zuschauer*innen eben diese Geräusche evozieren. Die Skizzen der Künstlerin entstanden meist direkt nach dem Besuch der Orte des Geschehens.

Zuzanna Odolczyks Interesse liegt im Bereich der digitalen Kunst, insbesondere der 2D-Animation. Nachdem sie ein Studium in Architektur und Städtebau in Warschau absolvierte, begann sie ihren Master in Character Animation an der University of the Arts in London. Ihre besondere Leidenschaft ist das Zeichnen. Sie schloss ihren Master in Regie und Animation mit dem 2D-Zeichentrickfilm „Into the night“ ab. Ihre Arbeit wurde durch den Mythos der Göttin Inanna inspiriert, wie er im Buch der polnischen Schriftstellerin Olga Tokarczuk dargestellt wird. Ihre Begeisterung für Animationsfilme entdeckte sie u. a. durch die Filme von Hayao Miyazaki und dem irischen Filmstudio Cartoon Saloon. Im Gegensatz zu den bekannten Disney-Filmen war sie von dem einzigartigen Stil des irischen Studios fasziniert. In den darauffolgenden Jahren arbeitete Zuzanna Odolczyk als Trickfilmzeichnerin und Clean-up Artist mit zahlreichen Studios in Großbritannien zusammen. Zudem verbrachte sie ein Jahr in Kambodscha, wo sie als leitendende Animationszeichnerin für das Phare Creative Studio arbeitete.

Text: Thora Danker


Zuzanna Odolczyk

Zuzanna Odolczyk ist eine polnische Künstlerin, die mit digitaler handgezeichneter 2D-Animation arbeitet. Nach dem Architekturstudiums wandte sie sich der Animation am Central Saint Martins UAL zu, wo sie ihren Master in Charakteranimation machte und kurze Animationsfilme für das Old Operating Theatre und die English National Opera drehte. Im Laufe der Jahre arbeitete Zuzanna in verschiedenen Studios in
Großbritannien als Character Animator und Clean-up Artist. Sie verbrachte ein Jahr in Kambodscha als leitende Animatorin für das Phare Creative Studio.

Instagram: @zuza.joann, @zuza.joan

Webseite: https://zuzajoan.tumblr.com/