„FLuid“, 2019 Read this article in English Die griechische Künstlerin Kerasia Tsiantzi hat während ihres Fresh A.I.R.–Stipendiums der Stiftung Berliner Leben eine Sitzbank für den öffentlichen Raum kreiert, deren Design an menschlichen Körperhaltungen ausgerichtet ist und sich in besonderem Maß in die Bedingungen ihrer städtischen Umgebung einfügt. Entstanden ist ein Möbelstück, auf dem man nicht nur sitzen kann, sondern das zugleich als Skulptur erscheint. Zu Beginn ihres Projekts hat die Künstlerin die Haltungen, Bewegungen und Neigungswinkel von menschlichen Körpern, die im öffentlichen Raum auf Bänken oder ähnlichen Sitzgelegenheiten Platz nehmen, intensiv studiert. Aus den Aufzeichnungen der verschiedenen Sitzpositionen und Aktivitäten sowie aus den Berechnungen von Körperhaltungen hat sie ein ungewöhnliches Design erschaffen, das nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch reizvoll ist, und dabei außerdem soziale Interaktionen – zwischen den Benutzer*innen, aber auch zwischen Betrachtendem und Objekt – provoziert. Kerasia Tsiantzi auf ihrer Bank »Fluid« (2019) in der Bülowstr. 97 | Foto: F. Seyfert »Fluid« (2019), Detail | Foto: F. Seyfert »Fluid« (2019), Detail | Foto: F. Seyfert »Fluid« (2019), 2 von insgesamt 3 Betonfragmenten | Foto: F. Seyfert Der Titel „FLuid“ entspricht dem Erscheinungsbild der Bank, die durch ihre organische Form sowie die Linienführung ihrer Oberflächenstruktur eher filigran, beweglich und fließend wirkt. Der geschwungene Körper erinnert an eine Wasserwelle, die für einen Moment eingefroren ist und sich sofort wieder wandeln und transformieren könnte. Zusammen mit dem mattgrauen und leicht rauen Material fügt sich die Bank gut in verschiedene Stadtarchitekturen ein. Für Berlin erstellt, kann man sie sich hier sowohl auf Wiesen und in Parks als auch auf gepflasterten oder betonierten Plätzen vorstellen. Die einzelnen Linien der Oberfläche weisen ästhetisch über das konkrete Objekt hinaus und laden Vorbeigehende und Passant*innen ein, sich alleine oder in Gruppen nieder zu lassen. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren CjxmaWd1cmUgY2xhc3M9IndwLWJsb2NrLWVtYmVkLXlvdXR1YmUgd3AtYmxvY2stZW1iZWQgaXMtdHlwZS12aWRlbyBpcy1wcm92aWRlci15b3V0dWJlIHdwLWVtYmVkLWFzcGVjdC0xNi05IHdwLWhhcy1hc3BlY3QtcmF0aW8iPjxkaXYgY2xhc3M9IndwLWJsb2NrLWVtYmVkX193cmFwcGVyIj4KPGlmcmFtZSB0aXRsZT0iS2VyYXNpYSBUc2lhbnR6aSDigJxGTHVpZOKAnSIgd2lkdGg9Ijg4MCIgaGVpZ2h0PSI0OTUiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvU2RpY0FXdjdOOEU/ZmVhdHVyZT1vZW1iZWQiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvdz0iYWNjZWxlcm9tZXRlcjsgYXV0b3BsYXk7IGVuY3J5cHRlZC1tZWRpYTsgZ3lyb3Njb3BlOyBwaWN0dXJlLWluLXBpY3R1cmUiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj48L2lmcmFtZT4KPC9kaXY+PGZpZ2NhcHRpb24+S2VyYXNpYSBUc2lhbnR6aSAiRkx1aWQiPC9maWdjYXB0aW9uPjwvZmlndXJlPgo= Das verwendete Material ist für Sitzmöbel dieser Art hingegen eher unüblich, oder zumindest ein neueres Phänomen. Auch erscheint Beton auf den ersten Eindruck alles andere als fluide. So haftet dem Beton schon lange Zeit (spätestens seit den 1980er Jahren) der Ruf an, ein vorwiegend sprödes, eintöniges und tendenziell abweisendes Baumaterial zu sein. Erst seit einigen Jahren hat der Beton eine erneute Aufwertung erfahren und wird mittlerweile auch im Innenraum und für Wohnaccessoires genutzt. Neben seinem industriellen Charme und seiner schlichten Schönheit haben zu diesem Bedeutungswandel sicher auch die vielfältigen Verarbeitungsmöglichkeiten beigetragen, die durch neue Computertechnologien jüngst noch erweitert wurden. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren CjxmaWd1cmUgY2xhc3M9IndwLWJsb2NrLWVtYmVkLXlvdXR1YmUgd3AtYmxvY2stZW1iZWQgaXMtdHlwZS12aWRlbyBpcy1wcm92aWRlci15b3V0dWJlIHdwLWVtYmVkLWFzcGVjdC0xNi05IHdwLWhhcy1hc3BlY3QtcmF0aW8iPjxkaXYgY2xhc3M9IndwLWJsb2NrLWVtYmVkX193cmFwcGVyIj4KPGlmcmFtZSB0aXRsZT0iRnJlc2ggQS5JLlIuICMzIC0gS2VyYXNpYSBUc2lhbnR6aSAmcXVvdDtGTHVpZCZxdW90OyIgd2lkdGg9Ijg4MCIgaGVpZ2h0PSI0OTUiIHNyYz0iaHR0cHM6Ly93d3cueW91dHViZS1ub2Nvb2tpZS5jb20vZW1iZWQvRHBlSkVJYk9aM2c/ZmVhdHVyZT1vZW1iZWQiIGZyYW1lYm9yZGVyPSIwIiBhbGxvdz0iYWNjZWxlcm9tZXRlcjsgYXV0b3BsYXk7IGVuY3J5cHRlZC1tZWRpYTsgZ3lyb3Njb3BlOyBwaWN0dXJlLWluLXBpY3R1cmUiIGFsbG93ZnVsbHNjcmVlbj48L2lmcmFtZT4KPC9kaXY+PGZpZ2NhcHRpb24+S2VyYXNpYSBUc2lhbnR6aSAiRkx1aWQiPC9maWdjYXB0aW9uPjwvZmlndXJlPgo= Auch Kerasia Tsiantzi hat ihre Bank mit einem 3D-Drucker herstellen lassen. Jedes der drei Teile der Bank entstand, indem ein riesiger Industrieroboter mit einem beweglichen Arm den Beton in fließenden Bewegungen schichtweise auf den Boden einer Kiste auftrug. Gefüllt war diese Kiste mit Glasgranulat, das dafür sorgte, dass die erzeugte Form erhalten blieb. Angesichts der wechselhaften Bedeutungsgeschichte des verschiedentlich formbaren und ursprünglich flüssigen Materials kann dem Beton also durchaus etwas Fluides attestiert werden. Das Fluide ist aber auch eine Metapher, die sich für Großstädte generell und für Berlin insbesondere eignet. Die neue alte Hauptstadt verwandelt ihr Aussehen ständig und bleibt konstant in Bewegung. Auch ihre Bewohner*innen und Besucher*innen sind viel unterwegs und begegnen sich an unterschiedlichsten Orten. Es sind genau diese Eigenschaften und Aktivitäten, die für Kerasia Tsiantzis Bank von Bedeutung sind. Sie evoziert bei ihren Nutzer*innen nicht nur ein taktiles und kinästhetisches Engagement oder Erlebnis, sondern ermöglicht es auch, mit mehreren Personen in Kontakt oder Austausch zu treten. Darüber hinaus bietet sie die Gelegenheit, sich von dem Treiben der Großstadt zurückzuziehen, eine Pause zu machen und alleine zu sein. Auch in ihrem Gebrauch ist Tsiantzis Bank also fluide. Text: Dr. Kea Wienand Über Kerasia Tsiantzi Kerasia Tsiantzi ist eine griechische Industrie-Designerin. Nach ihrem Abschluss an der Polytechnischen Hochschule für Design auf der griechischen Insel Syros, entwarf und fertigte sie dekorative und Gebrauchsgegenstände für zu Hause unter ihrer eigenen Marke „CONCREaTE“. Nach ihrem Masterstudium in Architektur-Design in Thessaloniki entschied sie, künftig die Arbeit an großformatigeren Konstruktionen zu erproben und mit technologischen Werkzeugen zu kombinieren. Weitere Informationen zur Künstlerin: Facebook / Instagram Der Online-Showcase von Fresh A.I.R. #3 Der Online-Showcase bietet die Möglichkeit, Einblick in die unterschiedlichen, in den verwendeten Medien und entworfenen Ästhetiken extrem vielfältigen Projekte der Künstler*innen des dritten Fresh A.I.R.-Jahrgangs zu nehmen. Zu sehen sind Video- und Bildmaterialien zu den einzelnen Projekten, denen jeweils ein erläuternder Text beigefügt ist, der die ästhetische Erfahrung zu vermitteln sucht. zum Online-Showcase