Fanny Spång

Fanny Spång

„Nesting“, 2020

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Die Skulpturen der Werkgruppe „Nesting“ (auf Deutsch: Nisten, ein Nest bauen) der schwedischen Künstlerin Fanny Spång sind semitransparente Gebilde, die wie Rauch oder nebelhafte Wolken im Ausstellungsraum umher zu schweben scheinen. Je nach Lichteinfall schimmern die organisch geformten Objekte silbrig und werfen einen zarten Schatten auf Boden und Wände. Aus feinmaschigen Metallnetzen hergestellt, entfalten die wie Naturphänomene aussehenden Skulpturen erst im Zusammenspiel von Licht und Raum ihre Wirkung. Mehrere der filigranen Objekte hängen an einem fast unsichtbaren Faden vor einem Fenster, als hätten sie sich dort zumindest für eine gewisse Zeit versammelt, wären eins geworden oder würden in Kooperation existieren. Ein anderes Objekt hat am Türrahmen seinen Platz gefunden, ein rosafarbenes Seidengewebe fällt daneben sanft auf die Erde. Das größte und dunkelste Gebilde wiederum haftet am Fußboden in einem Gefäß aus durchsichtigem, gewellten Polycarbonat.

Fanny Spång orientiert ihre Kunst an Prinzipien, die in der Natur verwurzelt sind. Ihre Objekte changieren in der Wahrnehmung zwischen belebter und unbelebter Materie. Man könnte in den einzelnen Elementen nicht nur Rauch- oder Nebelwolken, sondern auch Lebewesen sehen, ebenso tierische Gehäuse, wie zum Beispiel Schneckenhäuser oder Kokons. Der Titel „Nesting“ – Nisten – bezeichnet dementsprechend auch das Bauen und Bewohnen eines Nestes durch Tiere und Menschen. Spångs Arbeiten wirken mit dieser Bezeichnung wie Behausungen, die sich selbst irgendwo eingenistet haben, dabei aber auch fragil bleiben.

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Der Künstlerin ist es wichtig zu betonen, dass sie sich mit ihren Arbeiten auf die gegenständliche Welt bezieht. „Nesting“ gehört zu einer Reihe von Kunstwerken, in der sie sich mit der Stadt als Superorganismus befasst. Als Superorganismus bezeichnet man in der Biologie eine Vielzahl von einzelnen Organismen, die eine selbstregulierende Einheit bilden, wie z.B. Ameisen, Bienen oder Termiten. Wenn Spång über Städte als Superorganismen nachdenkt, interessiert sie sich für die Interaktionen zwischen den Bewohner*innen sowie deren Verhältnis zum städtischen Raum und zur gesamten Biosphäre. Sie erklärt, dass ihre Objekte inspiriert sind von den Arten und Weisen, wie sich Menschen in den von Stadtplaner*innen und Architekt*innen gestalteten Städten Nischen suchen, die sie nutzen und mit denen sie interagieren. Wie Insekten oder andere Tierarten, die je nach Umwelt und Bedingungen ihre Nester der Umgebung anpassen und diese Orte zugleich auch gebrauchen und verändern. Dabei ist Spångs Blick auf urbane Projekte und Phänomene jedoch nicht lediglich ein romantischer oder verklärter. In der filigranen Ausgestaltung ihrer Nester bleibt die Unsicherheit vieler urbaner Existenz- oder Wohnbedingungen sowie die Abhängigkeit und Prekarität jeden Lebens präsent.  

Text: Dr. Kea Wienand


Über Fanny Spång

Die 1988 geborene Schwedin Fanny Spång arbeitet mit multidisziplinären Medien und Materialien, u.a. Animation, Skulptur, Installationskunst und Design. Ihre Arbeiten erforschen organische Strukturen durch einen verdrehten, detaillierten Surrealismus und untersuchen Themen wie Vergänglichkeit, Leere, kollektives Bewusstsein und die Wahrnehmung von Zeit. Mit einer Faszination für die Natur und die Wissenschaften erforschen ihre Arbeiten Körpertexturen in unerwarteten Kontexten und Formaten.

Fanny Spång hat einen Master of Fine Arts in Design von der Högskolan för Design och Konsthantverk in Göteborg und studierte während ihres Design-Bachelors an der School of Visual Arts (SVA) in New York. Neben Ausstellungen in Schweden und Deutschland, gestaltete sie Buchumschläge für Verlage in Schweden, Dänemark und Norwegen.

Für weitere Informationen über die Künstlerin:

Website / Instagram


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