Diana-Elena Păun

Everything is true, nothing is false, everything is false, nothing is true

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Was machen Fake News, Propaganda und Verschwörungserzählungen mit uns, mit unserem sozialen Miteinander und wie können wir ihnen etwas entgegensetzen? In ihrem vierteiligen Werk setzt sich die Fotokünstlerin Diana Păun mit Phänomenen unserer postfaktischen Gegenwart auseinander und sucht nach Wegen, um mit der analysierten Gemengelage umzugehen. Ausgangspunkt ist der Befund, dass wir im Informationszeitalter so viele Informationen wie noch nie zur Verfügung haben und uns gleichzeitig mit so vielen Falschinformationen auseinandersetzen müssen. Die Künstlerin analysiert Informationen, Informationsflüsse und Medien in Rumänien und in Deutschland. Ihre Ergebnisse werden in Form von Plastiken, Fotografien, Sound und in einem Journal vermittelt. Die „Symphonie der Verschwörung“ entstand in Kooperation mit Shih-Che Lee. Die Symphonie lässt sich als Mahnung und Aufforderung verstehen, genau und achtsam hinzuhören und über das, was in die Welt hinausposaunt wird, erst einmal in Ruhe nachzudenken.

Video: YES, AND… productions GmbH & Co. KG

Als eine Warnung der Künstlerin an die Betrachtenden sind die im Raum verteilten Tonplastiken zu verstehen. Die Keramiken sind mit „Rabbit Holes“ betitelt und stehen stellvertretend für eine Situation, aus der das Entkommen schwierig ist. Damit spielt Păun an ein Ohnmachtsgefühl an, das Akteure im Kampf gegen Falschinformationen sowie im Kampf gegen gegenwärtige Aufmerksamkeitsökonomien beschleichen kann. Gleichzeitig versinnbildlichen die Objekte, wie schnell man in die Gänge eines Kaninchenbaus gerät und deren Verzweigungen einen nicht mehr loslassen. Etwa wenn Verschwörungserzählungen mit Hilfe von immer weiteren Wendungen kongruent und hermetisch scheinen.

Auf ihren großformatig gedruckten Fotografien zeigt Păun Motive, die sie in Rumänien und in Deutschland aufgenommen hat, beispielsweise ein grasendes weißes Pferd vor einer verlassenen Bauruine im Sonnenuntergang oder ein Lama vor einer Windmühle. Die Beiläufigkeit der Motive und der klare Bildaufbau wirken sehr konzentriert. Teil des künstlerischen Verfahrens ist ein „Auswischen“ der Bilder mithilfe eines chlorhaltigen Putzmittels. Derart wirken die Farben sehr zurückgenommen, fast schon pastellig, das Dargestellte scheint entrückt. Der hier vorgestellte Weg der Bildentstehung lässt sich auch als Vorschlag für den Umgang mit Fake News und Verschwörungserzählungen verstehen. In ihrem Journal regt Păun dazu an, über die Frage „Was ist die Wahrheit?“ nachzudenken. Die Künstlerin lädt mit der Lektüre zu einer Expedition ein, auf der es gilt, sich Kriterien zu erwerben, was und wie ernst genommen werden kann. Rita Ferreira hat Form und Inhalt des Journals in einem von ihr entworfenen Design verzahnt. Grundlegend ist für Păun, dass die eigene Freiheit dort endet, wo die der anderen aufhört, die Rechte der eigenen Gruppe nur solange gelten können, wie sie die Rechte einer anderen Gruppe nicht verletzen. Ein weiteres Ergebnis ihrer Recherchen ist der Bias zwischen dem Misstrauen gegenüber traditionellem Journalismus und etablierten Medien einerseits und dem Vertrauen in soziale Medien und in andere Online-Plattformen. Wichtig sei es, Medien und Quellen sorgfältig zu prüfen und deren Finanzierung in den Blick zu nehmen. An die Besucherinnen und Besucher richtet die Künstlerin abschließend die auffordernde Frage, wie wir im postfaktischen Zeitalter Falschinformationen bekämpfen können.

Text: Dr. Silke Förschler


Diana-Elena Păun

Diana-Elena Păun (geb. 1995) ist eine in Bukarest, Rumänien, ansässige bildende Künstlerin. Sie arbeitet mit Fotografie und ortsspezifischen Installationen mit verschiedenen Objekten, um ein Erlebnis rund um die Fotografie im Raum zu erschaffen. Diana Păun lässt sich von ihren täglichen Erfahrungen als Mitglied der Gesellschaft, der Beziehung zwischen Menschen und der Beziehung zwischen Mensch und Natur inspirieren. Sie interessiert sich für Themen wie Gesellschaft, Selbstanthropologie, kollektive Erinnerungen
und die Entstehung alternativer Geschichtsbilder. Ihre Projekte wurden national und international in Institutionen für zeitgenössische Kunst ausgestellt, darunter Galeria Posibilă, Bukarest; National Museum of Contemporary Art, Bukarest; Musée de la Chasse et de la Nature, Paris; Moderna Galeria, Ljubliana; Shenzhen, Shangqi.

Instagram: @didielenaa