Als langjähriger Förderer freuen wir uns sehr, dass die Ludothek Prenzlauer Berg von Fördern durch Spielmittel e.V. seit 2003 als barrierefreier Begegnungsort ein erfolgreiches integratives Konzept für Kinder, Familien, Alt und Jung, Menschen mit und ohne Behinderung anbietet. Insbesondere Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren und ihre Begleitung sind willkommen, nach Lust und Laune alle Spielsachen auszuprobieren. Foto: Ludothek Foto: Karsten Gander Foto: Ludothek Foto: Ludothek Auch zum 20-jährigen Jubiläum der Ludothek am 31. Oktober 2023 brennen der Mitbegründer und ehemalige Geschäftsführer des Vereins, Siegfried Zoels, und der aktuelle Geschäftsführer, Peter Plappert, begeistert für die Idee. „Die Ludothek hat Vorbilder in Ländern wie England, Frankreich und Italien“, erklärt Zoels. „Viele der dortigen Ludotheken in Rathäusern oder Gemeindezentren sind durch Spenden entstanden, wenn Familien mit älteren Kinder das Spielzeug selbst nicht mehr benutzen.“ Auch viele Spielsachen in der Ludothek Prenzlauer Berg konnten mit Spendengeldern erworben werden. Etwa 500 Spielsachen liegen in den Regalen bereit. „Wir haben uns bewusst entschieden, kein digitales Spielzeug zu kaufen“, so Peter Plappert. „Unsere Spielsachen laden ein mitzuspielen und nicht auszuschließen, denn sie bieten so viele Möglichkeiten der Kommunikation, auch ohne Sprache, für jedes Alter und jede Fähigkeit. Geschicklichkeit, Zuordnen, Zusammenstecken, Sortieren, Balancieren, Klangproduktion, Wettbewerb, Frustrationstoleranz, Kooperation sowie Teilen sind nur einige der unzähligen Kompetenzen, die beim Spielen gestärkt werden.“ Foto: Karsten Gander Foto: Karsten Gander Foto: Karsten Gander Foto: Karsten Gander Das Engagement von Siegfried Zoels für das Thema inklusives Spielen reicht weit in seine Biografie zurück. 1969/70 übernahm er durch seine Tätigkeit in der Kinderpsychiatrie im Städtischen Krankenhaus Berlin-Herzberge den Aufbau familienorientierter Sozialarbeit. Ab 1973 engagierte er sich beim Aufbau eines Weiterbildungssystems für DDR-Designer sowie Designvorlesungen für Ingenieure im Designzentrum mit dem Schwerpunkt „Design & Rehabilitation“. „Damals gab es ja fast nichts für Kinder mit Behinderungen, das war eine ganz andere Situation als heute, deshalb haben wir bereits 1980 einen Kreativitätsworkshop in der DDR veranstaltet“, erinnert sich Zoels. Aus diesen Erfahrungen resultierten von 1990 bis 2019 insgesamt 18 internationale UNESCO-Kreativitätsworkshops zur Entwicklung neuer Spielmittel für Kinder und Erwachsene mit und ohne besonderen Unterstützungsbedarf. „Ihre Besonderheit besteht darin, dass die Teilnehmenden aus den Bereichen Design, Spielzeug, Rehabilitation, Pädagogik, Gerontologie und Kunst zwei Wochen lang in engem Kontakt mit Menschen mit Behinderung leben und arbeiten. Sie lernen direkt und praktisch von deren Fähigkeiten und Bedürfnissen. In engem Austausch mit den Kindern und Erwachsenen entstehen völlig neue Spielmittel“, erklärt Zoels. „Gutes Spielzeug ist gut, wenn es auch von Menschen mit Behinderung benutzt werden kann.“ Viele Spielzeuge in der Ludothek sind genau nach diesem Motto in einem der Kreativitätsworkshops entstanden. „Es sind Spielsachen, die sich an den Fähigkeiten der Behinderten orientieren, nicht an ihren Einschränkungen“, sagt Zoels. Zum Beispiel entstand so eine Handpuppe in Form eines Vogels, der mit einer Schlaufe an der Hand befestigt wird. „Wenn ein Kind mit einer spastischen Bewegungsstörung nun typischerweise seine Hand schnell vor- und zurückbewegt sieht es aus, als würde der Vogel fliegen. Eine unwillkürliche Bewegung wird hier positiv genutzt“, erläutert Zoels das Prinzip dieser Spielsachen. „Unsere Angebote“, so ergänzt Peter Plappert, „entwickeln sich stetig weiter und greifen aktuelle Themen und Debatten auf.“ Das Inklusionsprojekt „Leben – voll gut“ (2022 bis 2025) richtet sich beispielsweise explizit an Jugendliche mit Behinderung. Jede Woche wird diskutiert, aber auch praktisch und künstlerisch zu Themen wie Ursachen und Auswirkungen der Klimakrise, Naturschutz, Ökologie und globale Gerechtigkeit gearbeitet. „Damit schließt sich auch wieder der Kreis zur Ludothek, denn wir haben Spielzeug ausgemistet, das nicht mehr in unser Konzept passt, weil es nicht aus umweltverträglichen und ungiftigen Materialien hergestellt war.“ Plappert denk viel darüber nach, wie Spielen für eine gerechte und nachhaltige Welt funktionieren kann und hat so neue berlinweite Bildungsangebote für Kitas, Grundschulen bis Abiturklassen sowie Pädagogen entwickelt. „Die Vermittlung von Nachhaltigkeitsthemen funktioniert über das Spielen besonders gut, weil alle Erfahrungen im Spielen haben. Trotz einer weitverbreiteten digitalen Spielekultur werden unsere Angebote mit den Händen zu arbeiten begeistert angenommen.“ Für die Zukunft wünscht sich Peter Plappert ein aktives Mitgestalten der Ludothek Prenzlauer Berg durch die Eltern. Vielleicht war das Jubiläumsfest am 31. Oktober 2023 mit jeder Menge Spiel- und Bastelspaß, Essen, Trinken, Musik und vielen weiteren Überraschungen eine Gelegenheit, um ins Gespräch zu kommen und neue Ideen zu schmieden. Wir laden herzlich dazu ein, die Ludothek einmal selbst auszuprobieren! Der Besuch der Ludothek ist kostenlos, allerdings wird um eine kleine Spende von 2 Euro gebeten. Partner: Fördern durch Spielmittel e.V.Ort: Immanuelkirchstraße 24, 2. Quergebäude, 10405 BerlinÖffnungszeiten: Di., Mi., Fr. 15–18 Uhr und Do. 9–12 UhrFotos: Fördern durch Spielmittel e.V. und Constanze von Marlin