Projektwoche „Peter Pan“

Projektwoche „Peter Pan“

„Wie ist es eigentlich, alt zu werden? Das ist blöd, oder?“

Fliegende Kinder in Nimmerland: 20 Viertklässler der Kreuzberger Otto-Wels-Grundschule schlüpfen zum Jahresbeginn in die Rollen von Peter Pan und seiner Freunde, spielen Hunde und wilde Piraten und präsentieren Sequenzen der Kinderoper „Peter Pan“ auf ihrer Schulbühne.

Die berühmte Geschichte von Peter Pan kreist um einen Jungen, der einfach ewig Kind bleiben will. In einer Workshopwoche mit Theater- und Musikpädagogen der Komischen Oper Berlin sind die Schüler mit 8 kulturbegeisterten Senioren aus der Seniorenfreizeitstätte Gitschiner Straße zum Thema „Jung sein – alt werden“ ins Gespräch gekommen. 75 Lebensjahre liegen zwischen den Neunjährigen und dem ältesten Teilnehmer Helmuth Richter (84). Ein Junge fragt ihn: „Ich war noch nie Opa. Wie ist das denn so?“ Helmuth Richter: „Schon mit den Kindern erlebt man wieder seine eigene Kindheit. Wenn die dann eine Familie gründen, wird man Großeltern. Vieles, was man als junge Eltern falsch gemacht hat, macht man dann als Opa und Oma richtig. Es ist wie eine zweite Chance.“ Doch das Älterwerden hat nicht nur gute Seiten. Das wissen auch die Schüler und tragen gute Gründe zusammen: Man kann sich nicht mehr gut bewegen, rennen und spielen, man hat Schmerzen, wird krank und stirbt. Lieselotte Britzke (79) beschäftigt auch etwas ganz anderes: „Man sieht einfach nicht mehr gut aus. Ich schaue morgens in den Spiegel und denke: Was macht das Alter bloß aus mir?“

Das gesamte Ensemble feiert den Erfolg bei der Aufführung.

Projektwoche „Peter Pan“: Rollen klären – Starke Väter, schwache Väter

„Die Kinder haben eine Rolle und erzählen von zu Hause. Für die Rolle des Vaters mussten die Jungs in einer Laufübung ‚aufrecht und streng gehen’. Als sie dabei anfingen zu kabbeln, haben wir über starke und schwache Väter diskutiert und geklärt: Starke Väter schlagen nicht.“ (Anne-Kathrin Ostrop, Musiktheaterpädagogin)
Peter Pan findet seine Eltern schlimm und lebt deshalb mit vielen Kindern in Nimmerland. Spielerisch erarbeitet Workshopleiterin Anne-Kathrin Ostrop, Musiktheaterpädagogin an der Komischen Oper Berlin, mit den Schülern Antworten auf die Fragen „Was macht ein Zuhause schön? Und was macht es doof?“ Im Rahmen der Projektarbeit fragen die Kinder auch die Senioren, warum ältere Menschen oft so unfreundlich und streng zu ihnen sind. Ihr Appell: „Ihr sollt viel mehr fragen und nicht immer so verschlossen sein. Wir möchten Euch ja gern unterstützen, zum Beispiel beim über die Straße gehen. Oder unseren Platz im Bus anbieten.“ Übung macht den Meister: Am Ende des gemeinsamen Vormittags haben die Kreuzberger Senioren gleich ein Dutzend kleine Helfer, die ihnen in die Winterjacken und -mäntel helfen.

Der besondere Moment: Auch Seniorin Emine Tekce hat manchmal Heimweh

„Ich habe manchmal Sehnsucht nach der Türkei, nach meiner Kindheit und Jugend. Ganz besonders im Frühling. Aber jedes Lebensalter hat in meinen Augen Vor- und Nachteile. Ich fand es damals schön, ein Kind zu sein – und bin jetzt auch gern Oma.“ (Emine Tekce (70))
Emine Tekce ist die erste Seniorin im generationenübergreifenden Opernprojekt mit einer eigenen Rolle in einer Aufführung. Sie spielt die Mutter von Wendy und ihren Brüdern, die ihre heimwehgeplagten Kinder überglücklich wieder zu Hause in Empfang nimmt. Die türkische Schwäbin lebt nach fast 40 Jahren in Süddeutschland seit 8 Jahren in Kreuzberg. Ganz besonders die türkischen Kinder umringen sie begeistert: „Kommst Du wirklich aus der Türkei?“ Ihre Nachbarin Eveline Wiegner (79) erinnert sich nicht so gern an ihre Schulzeit in den Nachkriegsjahren im Kreuzberger Kiez: „In meiner Schulzeit gab´s immer noch einen Klapps auf den Rücken, wenn man mal nicht aufgepasst hat. Heute sind die Kinder immer in Bewegung, aber sie hören auch gut zu und sind einfach freier.“ Sie hat sich vorgenommen, in Zukunft mehr auf die Kinder im Quartier zuzugehen. „Ich kann auch ´mal den ersten Schritt tun und ‚Guten Tag!’ sagen. Und mir helfen lassen.“