Kiezmeets Museum,„(Sich) Ein Bild von sich machen"© Staatliche Museen zu Berlin 2021 / Anika Büssemeier

(Sich) Ein Bild von sich machen

Eine Plakatreihe von jungen Erwachsenen ab 23. November im Berliner Stadtraum zur Ausstellung „Preis der Nationalgalerie 2021“

Junge Erwachsene der Joblinge gAG entwickelten in dem Projekt „(Sich) Ein Bild von sich machen“ eine Plakatreihe, die sich mit den Werken der für den Preis der Nationalgalerie 2021 nominierten Künstler*innen Lamin Fofana, Sandra Mujinga, Sung Tieu, Calla Henkel und Max Pitegoff auseinandersetzt. Die entstandenen Plakate zeigen fotografische Selbstporträts der Teilnehmerinnen und werden ab dem 23. bis zum 28. November 2021 an der S-Bahn-Unterführung Yorckstraße im öffentlichen Raum präsentiert.

Der S-Bahnhof Yorckstraße in Schöneberg: Ein Ort, an dem die Geschäftigkeit der Hauptstadt spürbar wird. Das Hupen des Berufsverkehrs, das Rattern der S-Bahnen, die ewigen Baustellen. Links und rechts sind die Mauern unter den S-Bahngleisen mit Veranstaltungsbannern, Albumcovern und Modewerbung plakatiert. Viele Menschensteigen um und ziehen vorbei. In der Schnelllebigkeit dieser Szenerie fällt die Plakatwand der Joblinge sofort ins Auge. Für einige Passanten eine Gelegenheit stehenzubleiben, innezuhalten und die Plakatreihe zu betrachten. Persönlich und berührend hängen die Collagen der sieben Berufssuchenden da, die sie gemeinsam mit der Joblinge gAG im Projekt „(Sich) Ein Bild von sich machen“ erarbeiteten. Zu sehen sind Fotografien der jungen Menschen, die davon erzählen, wie sie sich darstellen wollen, authentisch und aussagekräftig. Daneben Bilder von ausgewählten Objekten in bestimmten Farben – bedachte Kompositionen, die ein Bild von dem Menschen zeichnen.
Zunächst durch Selfies und später in einem professionellen Fotoshooting setzten sich die jungen Erwachsenen mit ihrer Wirkung und Selbstwahrnehmung mittels der Bilder auseinander. Die Herausforderung dabei war, mittels Kamerawinkel, Körperhaltung, Farben, Materialien und Ausschnitt eine passende Selbstdarstellung zu entwickeln.
Liebevoll auf einer hellen Decke angeordnete Ultraschallaufnahmen grenzen an einen tätowierten Unterarm. Im Bild daneben sind Spritzen zu erkennen, darunter eine kleine Hand in einer großen. All das gehört zu Anna. Die junge Mutter, die in ihrem sozialen Lebensumfeld viele PflegerInnen um sich hat, entdeckte in der viertägigen Projektauseinandersetzung auch ihre eigene Neigung zu dem Berufsfeld. Denn die Kernfrage der Projektarbeit lautete schließlich: „Was will ich machen?” erklärt die Kunstvermittlerin Karen Winzer. Für Ahmed aus Pankow eine Frage, die er mit Hilfe der Joblinge, der Fotografin Ana Baumgart und Karen Winzer für sich beantworten konnte. Klarheit und Ruhe strahlt sein Plakat aus. Wie seine Körperhaltung auf den Fotos erkennen lässt, will der junge Mann auch beruflich für Sicherheit sorgen, als Fachkraft für Sicherheit und Schutz. Etwas Neues habe er im Projekt gelernt und sei auf seinem Weg weiter nach vorne gekommen „Ich würde meinem kleinen Bruder auch empfehlen bei diesem Projekt mitzumachen” berichtet er. „be loud, be proud” steht auf seinem Lieblingsgegenstand geschrieben – den Kopfhörern, die seine Mutter ihm schenkte. Einen zweiten Abzug des Plakats nimmt er sich, wie auch die anderen TeilnehmerInnen, als Erinnerung mit nach Hause.
Die intimen fotografischen Einblicke der Joblinge bilden einen Kontrast zu all den Werbefotos, die die Tunnelmauer der Yorckstraße übersäen. Denn die Bilder, die das Resultat der Auseinandersetzung mit sich Selbst sind, drücken Menschlichkeit und Individualität aus. Wie das auf die Betrachter wirkt, kann noch bis zum 28. November in der Yorckstraße Ecke Katzbachstraße herausgefunden werden.

Joblinge gAG
Die Joblinge sind Teilnehmer*innen des gleichnamigen Programms der JOBLINGE gAG Berlin, das Hilfestellung bei der beruflichen Orientierung und der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz bietet.

KIEZ MEETS MUSEUM
Das Projekt „(Sich) Ein Bild von sich machen“ ist Teil der Kooperation KIEZ MEETS MUSEUM der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin und der Stiftung Berliner Leben – eine Stiftung der Gewobag. KIEZ MEETS MUSEUM sorgt für mehr Teilhabe junger Menschen aus strukturschwachen Quartieren Berlins am kulturellen Leben der Stadt. Seit 2014 arbeiten die Nationalgalerie und die Stiftung Berliner Leben erfolgreich zusammen. Die Kooperation im Rahmen von KIEZ MEETS MUSEUM besteht seit 2016. Bis 2022 werden im Rahmen der Kooperation vier Projekte für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene pro Jahr umgesetzt.

Bildung und Vermittlung bei den Staatlichen Museen zu Berlin
Das Referat Bildung, Vermittlung, Besucherdienste ist die zentrale Bildungseinrichtung der Staatlichen Museen zu Berlin. Es versteht sich als Expert*in schulischer und außerschulischer kultureller Bildung und setzt sich explizit mit der kulturellen Bildung für Schulen, Kinder und Jugendliche auseinander. Neben der Kunstbetrachtung spielen vor allem die Lebenswirklichkeiten der Kinder und Jugendlichen sowie handlungsorientierte, künstlerische Methoden eine entscheidende Rolle in der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Themen der Sammlungen. Zusätzliches Ziel ist die Öffnung der Institutionen für alle gesellschaftlichen Gruppen sowie die Inklusion und aktive Einbeziehung aller Mitglieder der interkulturell geprägten Stadtgesellschaft. Weitere Informationen: www.smb.museum/bildung-vermittlung

Über die Stiftung Berliner Leben
Die Stiftung Berliner Leben ist die Stiftung des landeseigenen Wohnungsunternehmens Gewobag. Sie übernimmt Verantwortung, indem sie sich langfristig, nachhaltig und strategisch für lebenswerte Quartiere einsetzt und zielgerichtet die Potentiale von Kindern und Jugendlichen fördert, wodurch sie so zu sozialer Teilhabe und Stadtentwicklung beiträgt. Die Stiftung initiiert aktiv innovative Bildungs- und Kulturprojekte und unterstützt und vernetzt andere Organisationen und Initiativen nachhaltig, die gemeinsam zum Engagement in der Stadt beitragen wollen. Durch die starke Verwurzelung in den Quartieren ist die Stiftung die Expertin für die Stadt und ihre Kieze, wenn es darum geht, Potentiale zu erkennen und zu fördern. In diesem Jahr startete die Stiftung Berliner Leben ihr neues Programm Stadtraum!Plus in Schöneberg Nord. Weitere Informationen: www.stiftung-berliner-leben.de

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