Präsentation des Projekts „(Sich) ein Bild von sich machen“

Der S-Bahnhof Yorckstraße in Schöneberg: Ein Ort, an dem die Geschäftigkeit der Hauptstadt spürbar wird. Das Hupen des Berufsverkehrs, das Rattern der S-Bahnen, die ewigen Baustellen. Links und rechts sind die Mauern unter den S-Bahngleisen mit Veranstaltungsbannern, Albumcovern und Modewerbung plakatiert. Viele Menschensteigen um und ziehen vorbei. In der Schnelllebigkeit dieser Szenerie fällt die Plakatwand der Joblinge sofort ins Auge. Für einige Passanten eine Gelegenheit stehenzubleiben, innezuhalten und die Plakatreihe zu betrachten. Persönlich und berührend hängen die Collagen der sieben Berufssuchenden da, die sie gemeinsam mit der Joblinge gAG im Projekt „(Sich) Ein Bild von sich machen“ erarbeiteten. Zu sehen sind Fotografien der jungen Menschen, die davon erzählen, wie sie sich darstellen wollen, authentisch und aussagekräftig. Daneben Bilder von ausgewählten Objekten in bestimmten Farben – bedachte Kompositionen, die ein Bild von dem Menschen zeichnen.
Zunächst durch Selfies und später in einem professionellen Fotoshooting setzten sich die jungen Erwachsenen mit ihrer Wirkung und Selbstwahrnehmung mittels der Bilder auseinander. Die Herausforderung dabei war, mittels Kamerawinkel, Körperhaltung, Farben, Materialien und Ausschnitt eine passende Selbstdarstellung zu entwickeln.
Liebevoll auf einer hellen Decke angeordnete Ultraschallaufnahmen grenzen an einen tätowierten Unterarm. Im Bild daneben sind Spritzen zu erkennen, darunter eine kleine Hand in einer großen. All das gehört zu Anna. Die junge Mutter, die in ihrem sozialen Lebensumfeld viele PflegerInnen um sich hat, entdeckte in der viertägigen Projektauseinandersetzung auch ihre eigene Neigung zu dem Berufsfeld. Denn die Kernfrage der Projektarbeit lautete schließlich: „Was will ich machen?” erklärt die Kunstvermittlerin Karen Winzer. Für Ahmed aus Pankow eine Frage, die er mit Hilfe der Joblinge, der Fotografin Ana Baumgart und Karen Winzer für sich beantworten konnte. Klarheit und Ruhe strahlt sein Plakat aus. Wie seine Körperhaltung auf den Fotos erkennen lässt, will der junge Mann auch beruflich für Sicherheit sorgen, als Fachkraft für Sicherheit und Schutz. Etwas Neues habe er im Projekt gelernt und sei auf seinem Weg weiter nach vorne gekommen „Ich würde meinem kleinen Bruder auch empfehlen bei diesem Projekt mitzumachen” berichtet er. „be loud, be proud” steht auf seinem Lieblingsgegenstand geschrieben – den Kopfhörern, die seine Mutter ihm schenkte. Einen zweiten Abzug des Plakats nimmt er sich, wie auch die anderen TeilnehmerInnen, als Erinnerung mit nach Hause.
Die intimen fotografischen Einblicke der Joblinge bilden einen Kontrast zu all den Werbefotos, die die Tunnelmauer der Yorckstraße übersäen. Denn die Bilder, die das Resultat der Auseinandersetzung mit sich Selbst sind, drücken Menschlichkeit und Individualität aus. Wie das auf die Betrachter wirkt, kann noch bis zum 28. November in der Yorckstraße Ecke Katzbachstraße herausgefunden werden.