Einweihung der ONE WALL zum Gedenken an Maria Terwiel

Am 9. Oktober 2025 wurde in der Paul-Hertz-Siedlung in Berlin-Charlottenburg die neue ONE WALL mit sehr bewegenden Reden feierlich eingeweiht. Gestaltet vom Berliner Künstlerkollektiv innerfields, entstand das Wandbild in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern der Anna-Freud-Schule. Es würdigt das Leben und den Widerstand von Maria Terwiel, die während des Nationalsozialismus mutig gegen Tyrannei kämpfte.

Das Mural „Akkord“ reinterpretiert ein historisches Foto von Maria Terwiel beim Spielen eines Akkordeons als kraftvolles Symbol. Die Tasten des Instruments werden zu Schreibmaschinentasten, die Notenblätter zu Flugblättern, eine visuelle Verschmelzung von Musik und Widerstand. Für Terwiel waren künstlerischer Ausdruck und politisches Handeln untrennbar miteinander verbunden.
Der Titel „Akkord“ verweist zugleich auf die musikalische Bedeutung des Begriffs, das gleichzeitige Erklingen mehrerer Töne. Im übertragenen Sinne steht Akkord für den Zusammenschluss von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen.

In den Reden betonte Prof. Dr. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die historische Bedeutung von Maria Terwiels Handeln und die Notwendigkeit, diese Erinnerung in der Gegenwart wachzuhalten. Dr. Daniel Aschheim, von der Botschaft des Staates Israel, hob die Relevanz des Gedenkens für heutige demokratische Gesellschaften hervor. „Die Botschaft, die von diesem Mural ausgeht, ist klar: Gleichgültigkeit ist keine Option, damals nicht und heute nicht.“ Susanne Moser, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Stiftung Berliner Leben und Ko-Intendantin der Komische Oper Berlin, sprach über die Rolle von Kunst im Quartier als Impulsgeber für Bildung und sozialen Zusammenhalt. Susanne Schade von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand beleuchtete das Mural als Ausdruck einer zeitgemäßen Erinnerungskultur, die junge Menschen aktiv einbezieht. „Ein öffentliches Erinnerungszeichen entfaltet seine Wirkung am meisten, wenn Menschen aus seiner Umgebung in die Entwicklung einbezogen sind.“ David Terwiel, Politikwissenschaftler, bedankte sich herzlich für das politisch sowie persönlich wichtige Gedenken an seine Angehörige. Amanda Szulczyk, Schülerinnen der Anna-Freud-Schule, berichtete von der Beteiligung. „Wir haben gelernt, dass Kunst mehr als Farbe an der Wand ist. Sie kann Mut sichtbar machen und Menschen verbinden.“ Die Künstler Jakob Tory Bardou und Holger Weißflog von innerfields hoben die kreative Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern bei der Motivfindung hervor.

Das Projekt wurde realisiert durch die Stiftung Berliner Leben in Kooperation mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und mit Unterstützung der Botschaft des Staates Israel | Berlin, der Gewobag sowie der Anna-Freud-Schule. Es ist bereits das dritte gemeinsame Mural-Projekt dieser Partner in der Paul-Hertz-Siedlung – einem Quartier, in dem viele Straßen nach Widerstandskämpfern benannt sind.

Fotos: Ludger Paffrath