Abenteuer Oper 2019

Edith Vollack sieht man ihre 87 Jahre nicht an. Was hält sie jung? „Ich sitze nicht zu Hause und warte, dass mich jemand anruft. Seit 20 Jahren arbeite ich ehrenamtlich. Jede Woche packe ich meinen Einkaufswagen mit Material und dann bastle ich mit den Hortkindern der Otto-Wels-Grundschule, gestern zum Beispiel waren es Schmetterlinge aus Papier.“ Schüler der zweiten bis vierten Klassen rennen schon im Schulgebäude auf sie zu: „Hallo, Frau Vollack!“. Einige umarmen sie. Man spürt: Die Kinder und Senioren treffen sich regelmäßig. Edith Vollack bringt sich seit fünf Jahren mit viel Begeisterung beim Projekt „Abenteuer Oper!“ ein. „Kinder sollen nicht vor dem Fernseher sitzen, sondern wollen beschäftigt werden. Durch Kultur können sie eine Menge lernen. Wenn meine Kinder im Theater waren, haben wir zu Hause oft tagelang darüber gesprochen. Kultur wirkt nach.“ Was macht für Edith Vollack die Projektwoche so besonders? „Man sieht, wieviel Spaß die Kinder haben. Und dass eine Aufführung nach so kurzer Zeit so gut gelingt, finde ich ganz bewundernswert.“

Jung und Alt begeistern sich gemeinsam für das „Abenteuer Oper“

Mit der Aufführung der deutsch-türkischen Kinderoper „Die Bremer Stadtmusikanten“ in der Komischen Oper Berlin fand das Projekt am 02. April 2019 seinen Abschluss mit den beteiligten Klassen, ihren Lehrern, den Eltern und Geschwistern sowie den Senioren. Was auf den Straßen und in den Parks von Berlin absolut normal ist, passierte auch auf der Opernbühne: Der Text wechselte fortwährend zwischen den zwei Sprachen Deutsch und Türkisch. Bei der Frage „Sind Sie Türke?“ musste Carsten Sabrowski, der den Esel spielt, im Nachgespräch mit den Kreuzberger Viertklässlern schmunzeln: „Nein. Ich habe in diesem Stück das erste Mal Türkisch gesprochen. Aber auf der Bühne habe ich durch Eure vielen Reaktionen schon die ganze Zeit gedacht: ‚Wir haben den türkischen Text nicht umsonst gelernt. Bei diesem Publikum kommt ´was zurück’.“

Über das Projekt „Abenteuer Oper!“

Beim Projekt „Abenteuer Oper!“ entdecken Kinder und Senioren gemeinsam die Welt der Oper – und das bereits seit 10 Jahren. „Hänsel und Gretel“, „Peter Pan“ oder „Die Schneekönigin“ – jedes Jahr steht eine andere Kinderoper im Mittelpunkt, aber der Auftrag bleibt stets gleich: die Oper in den Kiez bringen und den Kiez zur Oper bringen. Viertklässler aus Kreuzberg und Spandau entwickeln mit den Theater- und Musikpädagogen der Komische Oper Berlin Szenen einer Kinderoper in den Schulen und werden dabei von Senioren unterstützt, die auf der Bühne auch kleinere Rollen übernehmen. Außerdem sind sie das Testpublikum bei den Proben.

Die Projektwoche in der Schule schließt mit einer halbstündigen Aufführung für Eltern und Geschwister ab. Die Bilanz des Projekts nach zehn Jahren ist eindrucksvoll: Seit 2009 haben fast 1.300 Kinder und Jugendliche und bald ebenso viele ältere Menschen gesungen, geschauspielert und musiziert, Kostüme genäht und Kulissen umgebaut. Sie haben eine Aufführung in der Komischen Oper besucht, dort den Orchestergraben erkundet und Theaterberufe kennengelernt. „‚Abenteuer Oper!‘ verbindet Jung und Alt genauso wie Familien mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. „Oper mit der Oma“ titelten die dpa Kindernachrichten im März 2019 und sorgten im Jubiläumsjahr für eine bundesweite Verbreitung von „Abenteuer Oper!“ – von den Kieler Nachrichten bis zur Frankenpost. Ab 2020 werden zusätzlich Alumniworkshops mit den dann schon 5.- und 6.-Klässlern angeboten, um die Erfahrung zu vertiefen.